ELE-Land & Leute
In Stücken wie „Drei Männer im Schnee“ gibt’s auf der Bühne eine Menge zu sehen. Und das liegt nicht nur an den Darstellern und am Bühnenbild, sondern auch an Dingen, die man gerade nicht sieht. Ein Besuch hinter den Kulissen des Musiktheaters im Revier bei Requisiteur Thorsten Böning.
Flauschige Flocken, weiß und weich, rieseln auf die Bühne – passend zum Titel des Stücks „Drei Männer im Schnee“, bei dem die ELE Premierenpartner ist. Doch die Flocken sind weder kalt noch nass. Was da durch die Luft schwebt, sind kleine Fetzen aus Plastikfolie. Besonders aus der Ferne wirken sie täuschend echt. Für diese Optik, für die Details, für die kleinen und großen Einfälle sind Thorsten Böning und sein Team zuständig. Der Leiter der Requisite am Musiktheater im Revier trägt eine dunkelblaue Arbeitshose mit zahlreichen Taschen, hat die Brille hoch über die Stirn geschoben und hält ein Walkie-Talkie in der Hand.
„Wir sind kreative Handwerker“, beschreibt er das Profil von seinen Kollegen und sich. „Wir entwickeln nicht die Ideen, aber ihre Umsetzung.“ In ihrer Werkstatt arbeiten sie mit Holz und Metall, Hammer und Nagel, Nadel und Faden, Pinsel und Farbe, Bastelmaterial und Alltagsgegenständen, einem 3-D-Drucker – und viel Einfallsreichtum.
Für den Mechanismus hinter dem Schneefall mussten sie zum Beispiel etwas tüfteln: Über der Bühne hängt verborgen ein dickes Plastikrohr mit eingesägten Löchern und besagten Folienfetzen. Ein Scheibenwischermotor sorgt dafür, dass es sich dreht, die Schnipsel durch die Löcher fallen – und es auf der Bühne zu schneien beginnt.
Eine weitere Herausforderung: Skier, die aussehen wie aus den 1930er-Jahren – aber auch einen Stepptanz aushalten, immerhin handelt es sich um eine Revue-Operette. „Solche Skier sind nur schwer zu finden“, erzählt Böning. Deshalb hat er im Internet nach Bildern gesucht, die Skier aus geleimtem Sperrholz nachgebaut und mit Aluminium verstärkt. „Nicht viele Theater bauen so viele Requisiten selbst wie wir“, unterstreicht er stolz.
Manche der Einfälle sollen vom Publikum möglichst nicht bemerkt werden, andere Effekte hingegen für Aufmerksamkeit sorgen. So schlägt bei einem Gewitter der Blitz nicht nur in die Herzen von zwei sich Verliebenden ein, wie der Leiter der Requisite mit einem Augenzwinkern erzählt. Sondern auch in die Gondel, in der die beiden auf der Bühne sitzen.
Den weißen Blitz mit anschließendem kleinem Rauchpilz löst Böning per Funk aus. Dafür nutzt er eine etwa schuhkartongroße Fernbedienung, die selbst fast wie ein Requisit aussieht, mit mehreren Antennen und Schaltern und einem großen, roten Knopf in der Mitte.
Während bei solchen Explosionen alles im Vorfeld exakt geplant wird, ergeben sich manche Dinge erst im Verlauf der Proben und werden optimiert. So soll der Hoteldirektor in „Drei Männer im Schnee“ immer wieder in eine Pralinenschachtel greifen. Doch das war dem Schauspieler zu viel Schokolade. Deshalb nascht er nun gesunde Weintrauben, die wie Bonbons in Goldpapier gewickelt wurden.
Böning und sein Team machen das Stück durch ihre Einfälle so richtig rund. Beim Schneemann ist das durchaus wörtlich zu nehmen, denn das Material gab es nur in Form von Halbkugeln: kein echter Schnee, keine weißen Plastikfetzen, sondern Styroporschalen zum Basteln …
25. Dez. 2022: 18.00 Uhr
31. Dez. 2022: 19.00 Uhr
28. Januar 2023, 19.30 Uhr
10 % Ermäßigung bei Vorlage der ELE Card an der Kasse