Mit Tatkraft den Klimaschutz vorantreiben

Mehr Grün ist in Städten dringend nötig, um die Effekte des Klimawandels abzufedern. Was ist bei der Auswahl und Pflege von Bäumen und Pflanzen zu beachten? Und was kann bei Wohngebäuden passieren, um unsere Lebensqualität nachhaltig zu steigern?

Dr. Holzmann: „Unsere Platanenallee zeigt, wie der Baumbestand zu unserer Lebensqualität beiträgt.“

Dr. Matthias Holzmann ist als Leiter der Abteilung Grün und Wald bei den Gelsendiensten für die Pflege der über 100.000 Bäume sowie der Parkanlagen und Grünflächen in Gelsenkirchen zuständig. Der Klimawandel wird für Holzmann besonders bei Neupflanzungen von Stadtbäumen offenkundig: „Früher hieß es, dass ein neu gepflanzter Baum fünf Jahre gewässert werden muss, um sich selbst zu versorgen.“ Jetzt braucht es aufgrund von Hitze und Trockenheit wesentlich länger, bevor ein Baum ohne künstliche Bewässerung auskommt.

Deshalb legt sein 300 Personen starkes Team sehr viel Aufmerksamkeit auf den neuen Baumbestand. Dass er wächst und gedeiht, ist wichtig. Denn schließlich binden Bäume CO2 und verbessern das Stadtklima deutlich. Die positiven Effekte von Bäumen auf unsere Lebensqualität werden bei der Platanenallee in der Zeppelinstraße greifbar. „Dieser 120 Jahre alte Baumbestand bringt eine spürbare Abkühlung in die verdichtete Großstadt“, sagt Holzmann.

Bepflanzung besser abstimmen
Häufig hört Holzmann besorgte Stimmen, wenn in Grünanlagen das Gras braun wird. Auch das ist eine Folge der zunehmenden Hitzesommer. „Es muss jedoch nicht alles gewässert werden, denn Rasen erholt sich sehr schnell, wenn die Hitzeperiode vorbei ist. Wichtig ist, mit der Natur zu arbeiten.“ Ein Satz, den Holzmann auch jedem Gärtner mitgibt: „Bei Grünflächen muss man genau auf die örtlichen Gegebenheiten schauen. Nur bei klarer Kenntnis über die jeweiligen Bedingungen, kann man gezielt und richtig bepflanzen.“

Im Zweifel rät Holzmann, den Erfahrungsschatz einer lokalen Gärtnerei zu nutzen. Denn auch ohne großen Pflegeaufwand oder Bewässerung lässt sich das Stadtklima verbessern – zum Beispiel mit klimaresistenten Bäumen, Kräutern und Sträuchern im eigenen Garten.

Dachbegrünung wird gefördert
Um Gebäude aktiv in den Klimaschutz einzubinden, hat Henrike Abromeit das Programm „10.000 Grüne Dächer“ mit angestoßen. Die Bottroper Stadtkoordinatorin in der Zukunftsinitiative Klima.Werk erklärt: „Im Ruhrgebiet grenzt durch die Verstädterung eine Hitzeinsel an die nächste. Um den Klimaveränderungen zu begegnen, können Bürgerinnen und Bürger mit anpacken.“ Der Zusammenschluss aus 16 Emscher-Kommunen und der Emschergenossenschaft gibt Privatpersonen eine einfache Förderung an die Hand, um Dächer zu begrünen.

Zu den Vorteilen sagt Abromeit: „Grüne Dächer halten im Sommer Häuser kühl und sorgen im Winter für weitere Dämmung. Damit mildern sie Hitze effektiv ab. Gleichzeitig hilft eine Dachbegrünung auch gegen Starkregen. Denn Feuchtigkeit wird auf grünen Dächern gespeichert und verzögert in die Kanalisation abgegeben.“ Zudem dienen Dachbegrünungen auch dem Lärmschutz und haben positive Effekte auf die Biodiversität.

Für Flächen kleiner als 60 Quadratmeter hat das Klima.Werk ein vereinfachtes Verfahren aufgelegt, bei dem eine Dachbegrünung mit 50 Euro pro Quadratmeter gefördert wird. Aber auch größere Flächen werden mit höheren Förderbeiträgen unterstützt.

Das Klima.Werk unterstützt die Begrünung von Dächern und Fassaden wie hier an der Westseite des Parkhauses am Hauptbahnhof Bottrop.

Grüne Wärme schont das Klima
Ein Ansatz, an den die Frage anschließen muss, wie Wohngebäude über eine Heizungssanierung künftig klimafreundlicher werden. Schließlich fallen 30 Prozent der CO2-Emissionen im Gebäudebereich an. Guido Imping, ELE-Experte für nachhaltige Heizungskonzepte, sagt: „Es gibt Techniken wie zum Beispiel die Klima-Wärmepumpe, mit der sich recht einfach ein Großteil der fürs Heizen benötigten Wärme aus klimafreundlichem Ökostrom gewinnen lässt, ohne direkt die gesamte Heizinfrastruktur umzubauen.“

Denn auch das ist für den Klima- und Umweltschutz eine unumstößliche Tatsache: Nur wenn der Einsatz fossiler Energieträger im Gebäudebereich reduziert wird, ist das Ziel erreichbar, den weltweiten Temperaturanstieg auf maximal zwei Grad Celsius zu beschränken.

Jetzt mitmachen und das eigene Dach begrünen
www.klima-werk.de/gruendachfoerderung